Leseprobe aus „Reptile Der Kreis des Verderbens“
von Patrick Reichel |
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Ein verborgener Schatz
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Der Herzog von Tandron war schon längst in den unterirdischen Gewölben von Riverstone verschwunden. Er fegte die Treppen herunter, als würde er von einer blutrünstigen Bestie verfolgt werden und stieß auf seinem Weg mehrere Türen auf und Wächter zur Seite. Die Männer in ihren silbernen Rüstungen hätten dem Herzog auch von selbst Platz gemacht, aber der alte Mann überraschte sie wie ein Blitzgewitter. Bevor sie überhaupt merkten, was geschah, war der Herzog auch schon in dem nächsten Raum verschwunden.
Als Griswould das sechste Untergeschoss von Riverstone erreichte, trennte ihn nur noch eine gewaltige, mit schweren Eisenriegeln und Schlössern versiegelte Holztüre, von seinem Ziel. Er zückte einen Schlüsselbund aus seiner Hose und machte sich an den Schlössern zu schaffen. Dann betätigte er einen Hebel und der Riegel öffnete sich wie von selbst. Griswould trat ein und atmete die modrige Luft hörbar ein, als wäre sie ein wohlriechendes Parfum. Er schloss die Tür hinter sich und sah sich um. Dies war sein Arbeitszimmer. Jeder andere hätte es für eine Gruft oder einen Kerker gehalten, aber die abweisende Stimmung, die dieser Raum verbreitete, war Griswould recht; auf diese Weise musste er sich nicht mit Spionen oder anderen neugierigen Wächtern herumschlagen. Der Raum war nicht sehr groß vielleicht zwanzig Quadratmeter und er hatte auch nur den einen Eingang, durch den der Herzog ihn betreten hatte. An jeder der vier Wände hingen kleine Fackeln die, aufgrund des mangelnden Sauerstoffs hier unten, nur sehr kleine Flammen erzeugten. Aber dem Herzog reichte dieses Licht vollkommen aus; er konnte helles Licht noch nie leiden. Auch der Thronsaal war ihm viel zu hell und jetzt, wo er schon so lange hier unten war, hatten sich seine Augen auch perfekt auf die Dunkelheit gewöhnt. Zwischen den groben Quadern der Steinwände wuchsen schon Wurzeln heraus, die eine grünliche bis braune Färbung hatten. Der Boden war mit etwas Stroh ausgelegt und auch die Möblierung war sehr einfach gehalten: es gab einen Stuhl, eine kleine Pritsche, die sich zur Not auch als Sitzgelegenheit eignete, jetzt aber mit allerlei Gegenständen vollgepackt war. An zwei Wänden standen große Schränke, die bis zur niedrigen Decke ragten und in der Mitte des Raumes stand ein einsamer, runder Tisch. Alle Möbel waren aus Holz, welches stellenweise schon rissig und morsch geworden war. Auch ihre Farbe wechselte von einem Hellbraun zu einem dunklen, dreckigen Braunton. Dieses Zimmer war in der Tat nicht sehr einladend. Es war wahrhaftig nicht mehr, als ein Kerker! Aber auch diese Tatsache störte Griswould nicht. Hier war er sicher. Innerhalb dieser vier Wände konnte er tun und lassen, was er wollte ohne gestört zu werden. »Xevon, dieser Narr!« Die Stimme des Herzogs verursachte ein unheimliches Echo in dem düsteren Raum. Es gab einen dumpfen Wiederhall und man hätte kaum ein Wort des Herzogs verstanden, selbst wenn man direkt neben ihm gestanden hätte. »Er wird mir noch danken. Ich befreie die Menschheit von einer uralten Gefahr. Der große Krieg war zwar für jeden auf diesem Planeten hart und grausam, aber dennoch verfolgte er ein glorreiches Ziel: die Vernichtung dieser abartigen Bestien!« Griswould ging ein paar Male in dem kleinen Raum auf und ab. Dann blieb er vor ein paar Regalen stehen und kratze sich am Hinterkopf. Während er zwischen alten Büchern und vergammelten Pergamentrollen stöberte, setze er sein Selbstgespräch fort. »Eigentlich hielt ich Xevon immer für einen intelligenten Mann mit Durchblick. Nun, ich habe mich wohl getäuscht. Er ist viel zu blind, um zu erkennen, in welcher Gefahr er sich befindet; in welcher Gefahr sich das ganze Volk befindet. Niemand wird jemals wieder ruhig schlafen können, solange noch ein Echsenwesen auf diesem Planeten existiert.« Er warf ein paar Bücher verärgert zu Boden und widmete sich einem anderen Regal. »Und das alles nur, wegen seiner Freundschaft mit diesem Echsenwesen. Seitdem er Reptile bei sich aufgenommen hat, ist er wie verändert und glaubt dummerweise an das Gute in ihrer Seele.« Die letzten Worte hatte er ausgespuckt, wie eine faule Weintraube. Wie konnten diese Wesen überhaupt eine Seele haben? Das waren doch Biester. »Jedenfalls«, sagte er freudig, nachdem er das Buch gefunden hatte, welches er gesucht hatte, »wird das Volk nicht mehr lange in Furcht leben müssen. Den Göttern sei Dank, gibt es Leute wie mich!« Dabei schlug er sich auf die Brust, so dass der Staub, der aus dem Regal gerieselt war und sich auf seinem Hemd niedergelassen hatte, als explosionsartige Wolke durch die Luft wirbelte und den Herzog husten ließ. Nachdem er seine Lungen mit ein paar heftigen Hustenanfällen gereinigt hatte, machte er sich an einem Schrank zu schaffen, der mit sieben Schlössern versiegelt war. »Xevon hat gesagt, er wird mich nicht unterstützen ... nun gut. Ich komme auch allein zurecht. Ich glaube, ich habe etwas, das mir sehr viel nützlicher sein wird, als ein paar Halbstarke von diesem inkompetenten König.« Er hatte beinahe das letzte Schloss geöffnet, als er plötzlich zu zögern begann. Aber nur für einen Augenblick, dann machte er sich auch daran, auch dieses letzte Hindernis aus der Welt zu schaffen. »Xevon ist ja so leichtsinnig«, fuhr er fort und in seiner Stimme war eine aufsteigende Erregung gar nicht mehr zu überhören. Er freute sich, wie ein Kind, das auf seine Geburtstagsgeschenke wartete und war sogar kaum noch in der Lage, das letzte Schloss zu öffnen; der Schlüssel traf das Loch einfach nicht, als würde irgendeine göttliche Macht versuchen, es zu verhindern. »Wie kann er dieses Monster Reptile mit seinem einzigen kleinen Sohn im Wald alleine lassen? Wer sagt denn, dass Reptile nicht versuchen könnte, Kyle zu entführen oder gar zu fressen? Wen hat er zum Schutz des Jungen mitgeschickt, um zu gewährleisten, dass Reptile wirklich nur das Kindermädchen spielt?« Endlich hatte er das letzte Schloss geöffnet. »Wie dem auch sei, ich werde dem Unfug bald ein Ende bereiten und Xevon wird sich auf Knien bei mir entschuldigen.« Griswould öffnete die beiden Schranktüren. In dem dunklen Möbelstück konnte man auf den ersten Blick nichts Besonderes erkennen, aber Griswould griff besseren Wissens hinein und befreite einen kubischen, mit Staub und Erde überzogenen Gegenstand, aus seinem düstern Schattengefängnis. Er stellte ihn auf den runden Tisch und fing an, ihn von Schmutz und Erde zu säubern. Es war eine kleine Truhe aus Holz. Eine Schatztruhe. |
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